der Hühnerfloh
ihre Hühner
Lange Zeit glaubte man Flöhe seien nur eine Plage der behaarten Lebewesen. Doch dem ist leider nicht so. Die meisten Floharten sind zwar tatsächlich nur auf haarige Genossen fixiert, ein kleiner Anteil hat jedoch auch Geschmack an Gefiederten gefunden.
Die Parasiten treiben ihren Wirt nicht nur durch den Juckreiz zum Wahnsinn, sondern stellen auch eine ernsthafte Bedrohung dar und kapern gut und gerne immer wieder weitere potenzielle Wirte.
Was es mit den talentierten Springern auf sich hat und wie Sie diese Ihrem Huhn vom Hals halten erklären wir nachfolgend ausführlich.
Der Hühnerfloh (Ceratophyllus gallinae) ist ein sechsbeiniges Insekt von wenigen Millimetern Größe und bräunlicher Farbe. Wie alle Floharten ist auch der Hühnerfloh ungeflügelt. Sein Körper ist seitlich sehr stark komprimiert und hat, im Vergleich zu den anderen beiden Beinpaaren, ein ausgeprägtes drittes Beinpaar. Dieses ist sehr kräftig und ermöglicht ihm gigantische Sprünge innerhalb des Gefieders der Wirtsvögel und auf gefiederte Nachbarn.
Die genaue Art des Flohs lässt sich jedoch nur mit einem guten Stereomikroskop bestimmen, da man hierfür genau erkennen muss, ob Stachelkämme am Kopf vorhanden sind und wie gut der Kamm des Vorderbrustringes ausgebildet ist. Im Gegensatz zum Hunde- oder Katzenfloh, hat der Hühnerfloh keinen Kopfkamm, ein stachelartiger Fortsatz im Kopfbereich, dafür aber einen sehr ausgeprägten Kamm des Vorderbrustringes, oder auch Rückenkamm, mit je 14 Stacheln pro Seite.
Lebensraum des Hühnerflohs
Die meisten Floharten, die etwa 93% ausmachen, sind spezialisiert auf Wirte mit Haaren. Die restlichen 7% haben Vögel als Lebensraum erschlossen. Forschungsuntersuchungen zufolge konnten bereits bei über 70 Vogelarten Hühnerflöhe nachgewiesen werden.
Wie alle Flöhe, kann auch der Hühnerfloh sehr lange ohne seinen Wirt überleben. Ausgewachsene Flöhe können bis zu 2 Monate ohne Nahrung überleben. Es gibt aber auch Sorten, die ohne einen Wirt sogar eine Lebenserwartung von 18 Monaten haben. Auch die Eier können eine längere Zeit im Einstreu und Nistmaterial verweilen.
Alle Flöhe suchen sich am liebsten Tiere mit festem Schlafplatz als Wirt aus, da ihnen so die optimale Lebensgrundlage geboten wird. Die Frischgeschlüpften brauchen besonders viel Futter zum Wachsen und ernähren sich unter anderem auch von Kleinstmaterial, das in der Umgebung des Wirtes so anfällt. Auch die Ausscheidungen der Erwachsenen Tiere und eingetrocknetes Blut steht auf ihrem Speiseplan.
Der Hygieneschädling fühlt sich aber besonders in der Massentierhaltung wie im Paradies. Dort kann er sich massenhaft vermehren und schnell den gesamten Bestand im Hühnerstall befallen. Doch es sind bei weitem nicht nur die Massenbetriebe von der Plage betroffen, sondern auch kleinere Anlagen und private Stallungen.
Manch ein Hühnerhalter hält es für eine gute Idee die befallenen Tiere gesondert in einem größeren Gehege zu halten und meint, dass es sich dann von allein erledigt. Wenn im Verlauf der Ausbreitung jedoch nicht genügend Wirtstiere gefunden werden können, besteht die Gefahr, dass die Parasiten sich notgedrungen Säugetiere oder Menschen als neuen Lebensraum suchen müssen. Wenn Hühnerflöhe entdeckt wurden, ist es also am Halter schnellstmöglich zu handeln, um sowohl die Hühner als auch eigene Tiere, sich selbst und die Menschen in seiner Umgebung zu schützen.
Wie konnte der Hühnerfloh überhaupt auf eines Ihrer Hühner gelangen, wenn doch zu Beginn die ganze Herde sauber war und die Flöhe auch sonst weit und breit nirgendwo in Sicht waren?
Die Hühnerlarven können auf anderen Zugvögeln angereist sein, auf welchen sie als festgesponnene Puppen unterwegs waren und nun in die Heimat zurückgekehrt sind. Bei Kontakt mit Wildvögeln besteht also eine Gefahr der Ansteckung.
Befall mit Hühnerflöhen erkennen
Spätestens, wenn Sie selbst Einstiche und einen fürchterlichen Juckreiz haben, wird Ihnen bewusst, dass die Hühner vom Hühnerfloh befallen sind und sich auf Sie verirrt haben. Die Stichstellen sind pappelartig und haben Quaddeln und Erytheme zur Folge. Da die Gefahr einer Sekundärinfektion besteht, müssen Sie schnell handeln.
Der Juckreiz entsteht, da der Floh beim Biss in die Haut auch gleichzeitig seinen Speichel injiziert, welcher Antikoagulantien enthält und die Blutgerinnung verhindert. Diese Substanzen führen zu allergischen Reaktionen und Entzündungen.
Damit Sie die Plage stoppen können, bevor sie auch Sie befällt, achten Sie auf ungewöhnliches Verhalten bei den Hühnern. Dieses kann auf verschiedenste Krankheiten hindeuten, weshalb es auch grundsätzlich wichtig ist festzumachen, welches Verhalten denn normal und typisch für Ihre Tiere ist.
Niedergeschlagenheit, Teilnahmslosigkeit, aber auch gesteigerte Unruhe, oder verminderte Futtereinnahme (abgemagerte Hennen) sind deutliche Anzeichen, dass etwas mit Ihren Hühnern nicht stimmt.
Um sowohl zu lokalisieren, an welcher Stelle der Floh sich bereits angesiedelt hat, also auch, ob es sich überhaupt um den Hühnerfloh handelt, oder andere Parasiten, wie Federlinge oder Milben, kann man so genannte Flohlichtfallen einsetzen. Dabei lockt eine strahlende Lichtquelle die Flöhe an und sie verfangen sich an einer Klebefläche. So werden Sie natürlich nicht alle Flöhe von ihren Wirten weglocken können, somit dient dies nur um Anhaltspunkte zu sammeln.
Auch sonst ist mit den Ektoparasiten nicht zu spaßen. Außer den bereits erwähnten Juckreizen besteht auch eine hohe Infektionsgefahr mit verschiedensten Krankheiten, da diese direkt in den Blutkreislauf befördert wird. Die bisher wohl schlimmste Auswirkung, war die Pest, welche durch die Pestbakterien verursacht, durch Flöhe übertragen und unzählige Leben gekostet hat.
Auch der Eintritt von Bakterien im und am Einstich und dem Hahnentritt (weißliche, kleine Keimscheibe auf dem Eidotter) kann zu schwerwiegenden Infektionen führen und bei schwächeren Tieren (Küken, Jungtiere, sehr Alte und Kranke) zum Tod führen.
Flöhe saugen sehr große Blutmengen, was bei einem stärkeren Befall, zur Eisenmangelanämie und sogar zum Tod von Küken und Jungvögeln führen kann.
Ob Hühnerfloh, oder ein Floh einer anderen Sorte, ist er sowohl für Tier als auch für den Menschen gefährlich, weshalb man diesem, ohne zu zögern den Kampf ansagen muss.
Hühnerflöhe bekämpfen
Konnten Sie einen Flohbefall bei Ihren Hühnern feststellen, ist immer der erste Schritt den kompletten Stall gründlich zu reinigen und zu desinfizieren, sodass auch die letzte Larve ihren Tod findet.
Umsiedlung
Die Tiere werden während der Entseuchung in ein anderes Gehege umgesiedelt, welches hinterher ebenfalls entseucht werden muss.
Gründlichste Reinigung
Das Einstreu muss nicht nur bis zum letzten Rest entfernt, sondern auch verbrannt, oder zumindest weit weg vom Stall vergraben werden.
Alle Teile wie Sitzstangen, Bretter und andere Einrichtungsgegenstände müssen ausgebaut und gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Falls Sie einen Gasbrenner besitzen, oder sich einen ausleihen können ist dies (bis auf die Brandgefahr) die sicherste Möglichkeit alle Parasiten ins Jenseits zu befördern. Achten Sie darauf auch jegliche Hohlräume und Ritzen gründlich auszusaugen oder auszubrennen.
Auch alle anderen Plätze, an denen sich die Hühner aufhalten und mit welche sie in Berührung kamen reinigen und ggf. ausbrennen.
Kieselgur
Für den nächsten Schritt brauchen Sie eine Atemschutzmaske und sehr viel Kieselgur (Je nach Größe der Fläche). Kieselgur ist ein weißes bis orangefarbenes Pulver, welches hauptsächlich aus fossilen Schalentieren hergestellt wurde. Diese winzigsten Partikel der Schalen haben sehr scharfe Kanten, setzen sich an die Gelenke der Flöhe und verwunden sie so stark, dass sie austrocknen und sterben.
Für Menschen und Tiere ist das Urmehl aber unbedenklich und kann sogar gefressen werden.
Mit diesem Pulver bestreuen Sie nun also den gesamten Stall einschließlich der Böden, Wände und, so gut es geht, auch der Decke. Auch alle anderen Plätze, wie das Freilaufgehege, etc. werden damit bestäubt.
Anschließend sind auch die Hühner und ggf. auch andere Tiere, die mit ihnen in Berührung kamen an der Reihe eine ordentliche Portion Kieselgurregen abzubekommen. Schützen Sie dabei aber unbedingt die Augen und Nasen der Tiere vor dem Staub!
Die gesamte Prozedur ist zwar aufwendig jedoch unabdingbar, um keinen erneuten Ausbruch befürchten zu müssen, da die Flöhe, wie bereits erwähnt, sehr lange außerhalb des Wirts überleben können.
Insektizide
Falls der Befall bereits große Ausmaße angenommen hatte, können auch chemische Präparate eingesetzt werden. Hierbei müssen Sie jedoch Vorsicht walten lassen, da sie meist auch für die Hühner schädlich sind, bzw. Nebenwirkungen haben. Klären Sie vor dem Einsatz dieser Mittel am besten mit dem Tierarzt die Verträglichkeit ab, da manche Tiere diese besonders schlecht vertragen und daran sterben können.
Spot-On-Repellentien müssen hierbei auf die betroffenen Tiere aufgetragen werden. Hierzu können zum Beispiel auch laurinsäurehaltige Kriechöle (z.B. Ballistol) verwendet werden, welche die Atmungsvorgänge der Larven und Flöhe unterbinden.
Nachsorge
Es kann trotz gründlichster Reinigung sein, dass Sie trotzdem ein paar Larven nicht erwischt haben. Diesen macht Kieselgur nichts aus, da es meist nicht in die Hülle eindringt. Sobald sie einige Tage oder Wochen später schlüpfen, ist wahrscheinlich nichts mehr von der Kieselgur-Attacke übrig und sie können sich wieder munter ausbreiten. Stäuben Sie deshalb etwa 1-2-mal pro Woche weiterhin alles im Stall und der Umgebung mit Kieselgur ein. Erneuern Sie auch innerhalb der nächsten 3-4 Wochen öfter die Einstreu und misten gründlich aus.
Vorbeugung gegen den Hühnerfloh
Um sowohl den Hühnern als auch Ihnen Stress zu ersparen, ist Prävention gegen Hühnerflöhe das A und O. Hier einige Maßnahmen zusammengefasst:
- Besonders im Sommer und bei Temperaturen 8 Grad Celsius (bei 3-8 Grad sterben die Larven ab) den Stall gründlich reinigen und das Einstreu wechseln.
- Platzmangel verhindern (min. 1 qm auf 3 Hühner im Stall).
- Regelmäßige Aufenthaltsorte etwa alle paar Monate mit Kieselgur bestreuen (tötet auch Milben, Federlinge und andere krabbelnde Schädlinge)
- Den Kontakt zu Wildvögeln minimieren.