Federfressen – wenn sich die Hühner gegenseitig verletzen

Was ist Federfressen?
Federfressen oder Federpicken

Hühner die gerupft aussehen, oder kahle Stellen aufweisen, leben in einer Schar, in der eine Verhaltensstörung – das so genannte Federfressen, oder auch Federpicken – praktiziert wird.
Hin und wieder kommt es bei Hühnern vor, dass sie sich gegenseitig picken und dabei die Federn beschädigen.
Was das zu bedeuten hat, welche mögliche Ursachen es für das Federfressen gibt und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie nachfolgend.

Was bedeutet Federfressen?

Auch wenn die Hühner nie sich selbst picken, sondern immer nur die Anderen – eins vorweg – Ihre Hühner hassen sich nicht. Das Picken ist nicht aggressiv gemeint, sondern ist eine Verhaltensstörung.
Eigentlich sind sie auf Futtersuche und fangen durch eine „Fehlleitung“ an nach ihren Artgenossen zu picken. Besonders die Federkiele der Rassen mit weißem Gefieder wirken anziehen. Bei Ihnen schimmert die rote Blutbahn durch den farblosen Kiel und wird leicht mit Futter verwechselt.
Charakteristisch ist deshalb auch bei diesem Verhalten, dass die Federn nicht nur herausgerupft werden, sondern auch gefressen.

Wie gefährlich ist Federfressen?

Obwohl die Hühnchen keine böse Absicht beim Ausrupfen haben, kann das Verhalten dennoch schnell ernst werden. Sicher finden Sie es nicht besonders ansehnlich eine gerupfte Hühnerschar zu haben, aber das ist dabei das geringste Problem. Die Schäden am Gefieder haben nicht nur zur Folge, dass das Aussehen in Mitleidenschaft gezogen wird. An den kahlen Stellen kühlt auch der Körper des Tieres schneller aus, was Infektionen und andere Erkrankungen nach sich ziehen kann.

Außerdem ist das herauszupfen des Gefieders nur der Anfang. Als nächstes erwischt das Huhn früher oder später ein Stück Haut anstelle der Feder. Die so entstehenden Wunden sind schmerzhaft und es besteht ein höheres Risiko einer Blutvergiftung und anderweitiger Infektion z.B. indem Keime von dem Schnabel eines anderen Tieres hineingelangen. Die tödlichere Gefahr stellen dann aber die Stallmitbewohner dar. Damit ist nämlich die Stufe des Kannibalismus erreicht, welcher unterschieden wird in Picken am Schwanzansatz oder der Kloake, das Picken am Kopf und Kamm und das Picken an den Zehen. Die blutigen Wunden ziehen die anderen an und verursachen im wahrsten Sinne des Wortes einen Blutrausch. So wird der Genosse schlimmstenfalls zu Tode gepickt.
Somit ist Federfressen eine sehr gefährliche Angelegenheit, weshalb das Verhalten vorzeitig erkannt und unterbunden werden muss.

Warum picken Hühner einander?

Dass es zu Federpicken kommt, kann verschiedene Ursachen haben. Stets drückt es aber ein Unwohlsein aus. Ihr mentales Wohlbefinden ist beeinträchtigt. Das Unwohlsein kann wiederum unterschiedliche Gründe haben. Wenn Sie als Halter solches Verhalten beobachten, müssen Sie sich die Frage stellen was Sie machen können, um das Wohlbefinden Ihrer Hennen zu verbessern.
Die Verhaltensstörung wird meist in Massentierhaltungen beobachtet, wenn schlechte Haltungsbedingungen vorherrschen. Zu wenig Auslauf, Platzmangel im Stall und hygienische Missstände lösen Stress, psychische Probleme und andere Erkrankungen aus. Das Federpicken kann dann eine entsprechende Reaktion darauf sein.
Auch Futtermangel bringt sie dazu blind vor Hunger die Federn der Mitleidenden zu verspeisen. Vor allem im Wachstum benötigen Junghühner viel Futter und sind deshalb auch anfälliger für die Art Störung, bei dem Versuch den Mangel auszugleichen.
Das Federfressen ist außerdem ein Verhalten, dass das Geflügel sich schnell von anderen Artgenossen abschaut.
Auch die Rassenzugehörigkeit spielt eine Rolle, ob die Hühner dazu neigen die Verhaltensstörung zu entwickeln oder nicht.

Wie erkennt man Federfresser frühzeitig?

Federfresser können und sollten frühzeitig identifiziert und unterbunden werden, damit es zu keinen schlimmeren Schäden kommt und bevor die anderen Tiere auf die Idee kommen das Verhalten nachzuahmen. Die nachfolgenden Anzeichen sollten Sie im Hinterkopf behalten.

Rasse
Bereits vor Anschaffung der Hühner ist es gut zu wissen, ob diese einer Rasse angehören, die anfällig für das Federfressen ist. So können Sie sich entweder für eine andere Rasse entscheiden, oder Ihre Herde mit einem besonderen Adlerauge beobachten.

In einem Massenhaltungsbetrieb wurden 1958 von Wissenschaftlern rebhuhnfarbige Italienerhühner und eine Leghornrasse, welche gemeinsam unter schlechten Bedingungen gehalten wurden, beobachtet. Erstere haben ein enormes Ausmaß des Federfressens aufgewiesen, wobei die Legehornhühner völlig unbetroffen davon waren. Scheinbar wird in den Genen der Hühner die Neigung dafür vererbt. Braune Legehybride sind dabei am stärksten davon betroffen. Besonders in der Legephase neigen sie eher zu Federpicken und Kloaken-Kannibalismus als weiße Legehybride. Weiße Legehybride neigen hingegen eher zu Zehenpicken.

Das Alter
Das kritische Alter für Federpicken liegt außerdem vermehrt bei Küken zwischen drei und fünf Wochen. Wie bereits erwähnt benötigen die Jungtiere in der Wachstumsphase besonders viele Nährstoffe. Wenn sie eine mangelhafte Menge oder Qualität des Futters erhalten, muss das andere Geflügel es ausbaden. Außerdem findet in dieser Zeit zum ersten Mal der Wechsel ihrer Federn statt. Wenn Sie viele Fern am Stallboden finden, ist es ein gutes Zeichen. Das zeigt, dass die Hühner kein Interesse daran haben sie als Futterersatz zu betrachten.

Das Geschlecht
Hennen sind, was das Federfressen angeht, meist die Aktiven, während Hähne passiv dem gegenüber sind. Allerdings nur solange sie gemeinsam gehalten werden. Trennt man die Geschlechter, beginnen sich auch die Hähne gegenseitig zu picken.

Harmonie ade
Auch wenn Ihnen auffällt, dass die Gemeinschaft in der Schar verloren geht, eine gestresste und unruhige Atmosphäre unter ihnen herrscht und Schmerzlaute zu vernehmen sind, ist es ein wichtiger Indikator dafür, sie genauer im Auge zu behalten.

Appetit auf Federn
Welche Tiere dazu neigen das Fressen von Federn zu entwickeln wird bereits im Vorfeld auffällig. Diese beginnen alle Federn vom Boden aufzufuttern, die sie finden können. Fließend ist dann der Übergang zum Kannibalismus. Fällt Ihnen so ein Huhn auf, müssen bei Ihnen als guter Halter die Alarmglocken schrillen. Separieren Sie das Tier schnellstmöglich aus der Herde. Das soziale Lernen ist ein raffiniertes und überlebenswichtiges System der Natur. In diesem Fall führt es aber dazu, dass das Picken und der Kannibalismus sich rasch auf andere Tiere der Herde ausbreiten.

Falls es nicht möglich ist das spezielle Huhn separat leben zu lassen (zumindest bis es keine Anzeichen für dieses Verhalten mehr aufweist), können Sie andere Maßnahmen ergreifen, um das zu unterbinden.

Wie Sie das Federpicken im Hühnerstall unterbinden können

Ganz egal mit welcher Maßnahme Sie beginnen, ist schnelles Handeln angesagt. Die Angewohnheit des Federfressens verbreitet sich in der Hühnerschar wie ein Lauffeuer und muss daher sofort im Keim erstickt werden. Grundsätzlich ist es unabdingbar optimale Haltungsbedingungen zu schaffen.

Platz
Sowohl in dem Stall als auch in dem Freilaufgehege müssen alle Hennen ausreichend Platz haben. Ein Richtwert ist für die Stallgröße mindestens 1 Quadratmeter pro 3 mittelgroße Hühner und für das Freigehege sogar etwa 10-12 Quadratmeter.

Jedem Huhn ein eigenes kleines Legenest bereitzustellen kann es den Pickern erschweren an den herausgestülbten Legedarm heranzukommen. Daher auch kleine Nester (z.B. Euronester), damit sie gar nicht erst auf die Idee kommen können sich zu zweit hineinzukuscheln.

Hygiene
Sowohl im Stall als auch im Auslauf muss ein hoher Hygienestandard herrschen. Die Kotreste müssen täglich von den Legenestern, Sitzstangen, Kotbrettern und dem Boden entfernt werden. Auch die Futternäpfe und Trinkbehälter müssen immer stets sauber sein.

Wenn Sie selbst sich nicht wohl fühlen würden Ihr Essen oder Trinken aus diesen Behältern zu genießen, weshalb sollten Sie diese Ihren Tieren zumuten? Achten Sie darauf, ob Sie Milben, oder anderes Ungeziefer entdecken und entfernen können. Desinfizieren Sie alles auch regelmäßig, sodass eine frische und saubere Atmosphäre in dem Zuhause Ihrer gefiederten Freunde herrscht.

Qualitätsfutter
Damit die Hennen keine Mangelerscheinungen der Ernährung auszugleichen versuchen müssen und deshalb auf Teile Ihrer Nachbarn ausweichen, stellen Sie Ihnen ausreichend hochwertiges Futter zur Verfügung. Qualitativ hochwertiges Futter versorgt sie optimal mit wichtigen Nährstoffen. Alle Tiere sollen außerdem genug Futter bekommen und nicht darum kämpfen müssen satt zu werden.

Das Futter enthält optimalerweise viele Aminosäuren, Proteine und Mineralstoffe. Im Winter erhalten sie außerdem viele Vitamine in Form von Obst und Gemüse. Glücklich sind die Hühner garantiert damit Zugang zu Ihrem Komposthaufen mit Küchenresten zu haben und sich selbst Leckerbissen auszusuchen.

Sofern das Federfressen bereits aufgetaucht ist, kann es auch eine Abhilfe verschaffen mehr tierischen Eiweiß in die Nahrung unterzumischen. Tierische Eiweiße wie Mehlwürmer, Tauwürmer, oder Hunde- bzw. Katzenfutter aus Fleisch kann den Reiz die Anderen zu picken deutlich reduzieren.

Beleuchtung
Die Intensität der Beleuchtung etwas zu reduzieren verringert den Stress und sorgt dafür, dass die Hühner zur Ruhe kommen. Dafür kann der Stall an einigen Stellen abgedunkelt werden.

Appetit verderben
Es gibt verschiedene Mittel, welche Sie auf die anderen Hühner aufbringen können, sodass Ihre Federn scheußlich ungenießbar schmecken und den Federfressern den Appetit gründlich auf das Picken verdirbt. Zum Beispiel können Sie sich ein chemisches Präparat besorgen, welches Sie in Form eines Sprays verwenden können.

Beschäftigungstherapie
Hühner sind neugierige Tiere und brauchen daher, so wie wir Menschen auch, die Möglichkeit sich zu beschäftigen und etwas zu entdecken. Wecken Sie ihre Aufmerksamkeit auf andere interessante Beschäftigungen als das Picken, können Sie ihnen diese schlechte Angewohnheit abgewöhnen.

Eine Methode dafür ist zum Beispiel Beschäftigungsfutter anzubieten. Hierfür können besondere Leckerbissen, wie Mehlwürmer, Körner oder andere Leispeisen in eine dicke Einstreuschicht eingearbeitet werden, sodass sie danach suchen müssen.

Bieten sie ihnen eine abwechslungsreiche Umgebung, die sie erforschen können, indem Sie hin und wieder neue interessante Gegenstände in den Stall und Freigehege integrieren. Hier einige Ideen:

  • Viel Einstreu zum Herumscharren
  • Bündelweise langes Stroh
  • Diverse Gegenstände wie leere Petflaschen, Ketten o.ä., die in den Stall gehängt und regelmäßig ausgetauscht werden
  • Styropor, welches sie in einzelne Kügelchen zerlegen können
  • Porenbetonsteine, die zusätzlich die Schnäbel beim Picken etwas entschärfen
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