Federlinge – Nicht auf den Federn Ihrer Hühner!
„Federlinge“ hören sich zwar sehr putzig an, der Name wird dem Bewohner auf Ihrem Huhn jedoch nicht gerecht. Freiwillig hätte er diese sicher nicht einziehen lassen. Diese Läuse sind gefräßig und lassen dem Wirt keine Ruhe.
Erfahren Sie mehr darĂĽber, was Federlinge sind, wie Sie sie erkenne und was am wichtigsten ist: wie Sie Ihr Huhn von dieser Plage befreien können.Â
Was sind Federlinge und wo ist ihr Lebensraum?
Der wissenschaftliche Name für Federlinge oder Läuslinge ist „Mallophagida“. Es handelt sich dabei um Kieferläuse, die mehrere Millimeter groß sind und ihren permanenten Wohnsitz in dem Gefieder ihres Wirts haben. Wobei diese Insekten nicht nur bei Vögeln, sondern auch bei Säugetieren vorkommen und dann als Haarlinge bezeichnet werden. Dass ihre Katze oder ihr Hund bei Kontakt mit einem infizierten Huhn ebenfalls von dem Parasiten befallen werden, ist jedoch ausgeschlossen. Sie sind immer wirtsspezifisch, was bedeutet, dass sie jeweils auf eine Art spezialisiert sind. Somit haben Hühner-Federlinge kein Interesse an anderem Geflügel und erst nicht an Säugetieren. Federlinge sind also auch nicht auf Menschen übertragbar.
Über 3000 spezifische Federling Arten sind bekannt, wobei diese bei allen, außer dem Pinguin, entdeckt wurden. Diese können den Federlingen schlicht und einfach keine Federn bieten, in denen sie sich verstecken können. Diese Ektoparasiten (Parasiten, die auf den äußeren Oberflächen ihrer Wirte leben) mögen es nämlich warm und dunkel. Deshalb halten sie sich bevorzugt an der Unterseite der Federn auf. An welcher Stelle des Huhns Sie nach ihnen Ausschau halten müssen kann pauschal nicht gesagt werden. Diese Tierchen lieben es so sehr sich zu spezialisieren, dass sie sich sogar darin unterscheiden, welche Federsorte sie bevorzugen. Der bevorzugte Aufenthaltsort mancher Arten ist an der Unterseite der Flügel, manch andere wiederum sind nur an den Schwanzfedern, am Schenkelgefieder oder um die Kloake herum anzutreffen.
Da sie in etwa 1-3 Millimeter groß werden, sind sie auch ohne ein Mikroskop zu erkennen. Vorausgesetzt Ihre Augen sind genauso flink wie diese sechsbeinigen Tierchen. Was erschwerend hinzukommt ist, dass sie sich auf Grund der strikten Spezifikation auf einen Wirt jeweils farblich perfekt an den Wohnort angepasst haben. Damit sind sie perfekt getarnt. Wenn Sie dennoch mal eins zu Gesicht bekommen, können Sie diese anhand der Merkmale sechsbeinig, flach und länglich identifizieren.
Vermehrung der Federlinge
Da die Federlinge auĂźerhalb ihres Wirts nur wenige Tage Lebenserwartung haben, findet der gesamte Entwicklungszyklus, vom Ei bis zum ausgewachsenen Federling, auf dem Huhn statt. Die vollständige Entwicklung dauert mindestens vier Wochen. Die frisch abgelegten Eier, welche Nissen genannte werden, sind zu Beginn noch durchsichtig. Im Laufe der Entwicklungsphasen werden sie trĂĽber und nehmen dann eine gleichmäßig helle Färbung an. Das Weibchen legt ihre Nissen sorgfältig in Reih und Glied ab. Je nachdem, wie hoch die Besiedlungsdichte ist, entweder an der Unterseite der Federn bzw. Federkielen ab. Nachdem die Larven eine angemessene Zeit im Ei verbracht haben, verlassen sie diese mit den HintergliedmaĂźen voraus. Es folgend zwei Nymphenstadien, also Jungstadien in welchen sie den Erwachsenen bereits sehr ähnlichsehen. Sobald sie die adulte Phase erreicht haben, sind auch sie in der Lage Eier abzulegen. Während des Reifeprozesses sind sie vorzugsweise am Ăśbergang vom Schaft bis zu den Ă„sten der Federn zu finden. Wenn das Huhn allerdings bereits zu einer Metropole der Federlinge geworden ist, sind sie aus Platzmangel ĂĽberall anzutreffen, solange es die Federunterseite ist.Â
Die Leibspeise der Federlinge ist die Aminosäure Kreatin, bei uns Menschen dafür bekannt z.B. das Muskelgewebe mit Energie zu versorgen. Das Federmaterial besteht zum Großteil aus dieser Aminosäure, weshalb die Parasiten mit ihren starken Kiefern den Schaft und die Federkiele mit Vergnügen anknabbern. Die jeweiligen Federn werden so beschädigt. Wenn Ihr Huhn also merkwürdig zerzaust aussieht, kann es daran liegen, dass sich bereits eine große Kolonie der Federlinge auf diesem ausgebreitet und vollgefressen hat. Sie begnügen sich aber auch mit Futter wie Hautschuppen, abgestorbenen Federteilen und der Talgabsonderung. Alles in allem kann man sich vorstellen, wie unangenehm sich das Gekrabbel und Geknabber für Ihr Huhn anfühlen muss. Wirklich gefährlich sind Federlinge aber nur, wenn das Huhn nicht behandelt wird. Zu viel beschädigtes Gefieder bedeutet immer, dass diese Stellen nicht vor Kälte geschützt und anfälliger für Erfrierungen und Infektionen sind.
Befall mit Federlingen erkennen
Ist Ihr Huhn nur leicht mit Federlingen befallen, ist es schwer es auf den ersten Blick zu erkennen. Hierfür muss die Unterseite der Flügel ganz genau inspiziert werden. Federlinge im Erwachsenenstadium sind schwer auszumachen, da sie sehr schnell und lichtscheu sind, sowie eine federähnliche Färbung haben. Das Gefieder bietet ihnen damit perfekten Schutz, um nicht entlarvt zu werden.
Wenn Sie genau hinsehen und die Federunterseiten vorsichtig durchforsten, könnten Sie aber die Larven entdecken. Am besten nehmen sie dafür eine Lupe zur Hilfe.
Da die Larven, wie bereits erwähnt, noch eine durchsichtig bis trüb helle Färbung haben, sind Federlinge auf schwarzen Federn besonders gut erkennbar.
Wenn das Huhn massiv besiedelt ist, kann ein HĂĽhnerhalter den Befall schnell feststellen.
Spätestens wenn Ihnen Symptome wie Gefiederschäden, Leistungseinbußen oder Unruhe bei dem Huhn auffallen, wissen Sie, dass Sie sich auf Parasitensuche begeben müssen, denn dann ist die Befallrate bereits sehr hoch.
Wie kommen die Federlinge auf Ihr Huhn?
Wo der Ursprung der Federling liegt, ist zwar unklar. Übertragen werden sie aber bei direktem Körperkontakt.
Somit ist es empfehlenswert die Neuzugänge zunächst in Quarantäne zu sperren bzw. gesondert von dem restlichen Bestand zu halten. Unterziehen Sie das neu ergatterte Hühnchen einer prophylaktischen Behandlung, um kein Risiko einer Ausbreitung einzugehen. Denn, solang die Tiere nur wenige Parasiten auf sich tragen, werden Sie weder die Läuslinge noch Symptome erkennen.
Wenn das Platzangebot gering ist und der Stall dicht besetzt, ist so schnell die ganze Schar von Federlingen befallen.
Was tun gegen Federlinge?
Federlinge zu bekämpfen, ist im Vergleich zu anderen Ektoparasiten, wie Läusen, Flöhen, oder Milben, sehr einfach.
Auch wenn Federlinge durchgehend auf Ihrem Wirt leben und von ihm abhängig sind, sollten Sie den Stall und die Freifläche einer Reinigung unterziehen. Denn, falls der Parasit vom Huhn abgefallen sein sollte, hat er eine Woche Zeit sich einen neuen Wirt zu suchen, bevor er stirbt. Gehen Sie also am besten auf Nummer Sicher und misten den Stall gründlich aus, entfernen das Nistmaterial und desinfizieren die Flächen.
Die bevorzugte Maßnahme sollte immer die natürliche Bekämpfung der Federlinge sein. Diese sind meistens sehr zuverlässig und gleichzeitig schonend für Tier und Natur. Nur wenn der Befall extreme Ausmaße erreicht hat, bleibt meist nicht anderes übrig als zur Chemiekeule, also chemischen Antiparasitika, zu greifen.
NatĂĽrliche Behandlung bei Federlingen
Die Federlinge lassen sich wunderbar mit natürlichen Inhaltsstoffen bekämpfen, sofern sich die Population noch in Grenzen hält. Die natürlichen Bestandteile des Kokosöls – Laurin- und Decansäure – haben eine austrocknende Wirkung auf Federlinge und lassen sie wirksam eingehen. Die Hühner nehmen bei der Behandlung mit Kokosöl keinen Schaden, da dieses für alle anderen Lebewesen ungefährlich ist.
Eine Bekämpfung der Federlinge mit Neemöl und dem daraus gewonnenen Magrosa Extrakt ist genauso wirksam. Auch sind verschiedene natürliche Mittel im Handel erhältlich, die eine Mischung mehrerer Extrakte beinhalten. Die Mittel können auf das Huhn aufgesprüht, oder auf die betroffenen Stellen getropft werden (s.g. Spot On Präparate).
Ein anderes bekanntes natürliches und wirksames Mittel zur Federlingsbekämpfung ist die Kieselgur. Kieselgur ist ein weißes oder leicht orangefarbenes Pulver, welches hauptsächlich aus Schalen fossiler Kieselalgen besteht, den so genannten Diatomeen. Die Partikel sind mikroskopisch klein und wirken bei dem Einsatz rein mechanisch. Wird das Urgesteinmehl auf das Huhn gegeben, gelangt es auch auf die Federlinge und setzt sich in ihren Gelenken ab. Die scharfen Kanten verletzen sie dabei so sehr, dass sie austrockenen und aussterben. Kieselgur ist sowohl für Mensch als auch für Huhn ansonsten ungefährlich und kann sogar verspeist werden. Die Federlinge können mit Kieselgur immer wieder aufs Neue bekämpft werden, da auf Grund der rein mechanischen Wirkungsweise niemals Resistenzen gebildet werden können.
Anwendung der Kieselgur: Nach Einbruch der Dämmerung, wenn die Hühner zur Ruhe gekommen sind, geben Sie den Hühnern einen Teelöffel Kieselgur auf den Rücken. Verteilen Sie dieses dann sachte auf dem Rücken, sodass es in das Federkleid rieseln kann. Sobald sich die Hühner am nächsten Tag bewegen, verteilt es sich auch auf dem restlichen Körper. Wenden Sie das Pulver immer bei der gesamten Hühnerschar gleichzeitig an, damit keine Parasitenüberbleibsel auf anderen Hennen eine erneute Ausbreitung in Gang setzen.
Verteilen Sie grundsätzlich etwas Kieselgur im Sandbad, auch wenn kein Befall ersichtlich ist, schützen Sie Ihre Herde vor allen krabbelnden Kleinstlebewesen, die es auf Ihr Geflügel abgesehen haben.
Chemische Bekämpfung der Federlinge
Mit chemischen Mitteln lässt sich auch ein extremer Befall von Federlingen rasch in den Griff bekommen. Bei den Antiparasitika handelt es sich zumeist um toxische Wirkstoffe die sowohl künstlich als natürlich hergestellt werden. Seien Sie bei dem Einsatz von Mitteln mit solchen Wirkstoffen sehr vorsichtig, da diese nicht nur hochtoxisch für die Parasiten sind, sondern auch Ihren Hühnern Bündel von Nebenwirkungen bevorstehen können. Die Wirkstoffe hierbei sind zum Beispiel Phoxime oder Selamectine.
Ein frühzeitiges Erkennen eines Befalls eines oder mehrerer Hühner mit Federlingen und schnelles Handeln macht es möglich auf gefährliche chemische Mittel zu verzichten und die Lage mit natürlichen Alternativen zu klären.
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