Vergesellschaftung von Hühnern
Unter Vergesellschaftung versteht man, dass man Tiere, die sich bisher unbekannt waren, also noch keine Gesellschaft gebildet haben, bekannt und befreundet macht. Ziel ist es, dass sich Hühner mit den neu zugekauften Hühnern oder auch mit anderen Tieren gut verstehen, sie sich also nicht angreifen und die Gesellschaft des anderen sie nicht stresst, sondern sie friedlich miteinander leben.
Da jedes Tier, sowie auch jeder Mensch einen individuellen Charakter hat, gibt es nie eine Garantie, dass dieses Vorhaben glückt, jedoch gibt es einige Tricks und Kniffe, die zu der Wahrscheinlichkeit beitragen, dass aus Fremden Freunde werden.
Vergesellschaftung vorbereiten
Bevor Sie die neuen Hühner holen, ist es ratsam im Freigehege ein Areal nur für sie abzusperren.
Am besten benutzen Sie dafür ein Stück Gitter, welches Sie auf Pfosten tackern und die Pfosten in die Erde schlagen. Sie können das Gitterstück aber auch mit einigen Kabelbindern an dem alten Zaun befestigen. Wichtig ist dabei nur, dass die bestehende Schar und die neuen Hühner voneinander getrennt werden. Die Absperrung muss also stabil genug sein, dass diese nicht bei einem Kampfversuch umgerannt werden kann. Auch dürfen die Tiere nicht darunter oder darüber in den anderen Bereich gelangen.
Für die neuen Hühner bedeutet die Vergesellschaftung nämlich doppelt Stress. Einerseits müssen sie sich an die neue Umgebung gewöhnen und andererseits müssen sie sich in die Hackordnung der bestehenden Schar einfinden. Auch die bestehende Schar akzeptiert Neuzugänge nicht ganz ohne aufmüpfig zu werden und sie fühlen sich von diesen fremden Tieren gestresst und sehen es nicht ein sie einfach so in ihr Revier eindringen zu lassen und ihr Futter fressen zu lassen. Kämpfe sind also vorprogrammiert.
Das gesonderte Areal sorgt für eine behutsame Annährung. Die neuen Hühner können sich so zuerst an die Umgebung gewöhnen, bevor sie sich um die Hackordnung kümmern müssen. Das reduziert den Stressfaktor bzw. verteilt den Gesamtstress auf einen längeren Zeitraum was plötzliche und extreme Auswirkungen erspart.
Die Absperrung der Areale sollte außerdem idealerweise so beschaffen sein, dass sich die Hühner zwar noch nicht in die Quere kommen können, sich aber sehen können. Das sorgt bereits für eine sanfte Gewöhnung aneinander.
Die Vorbereitungsphase, also das Leben in gesonderten Arealen, sollte ca. eine Woche fortgeführt werden.
Das Aufeinandertreffen der Hühner
Nach etwa einer Woche können Sie die Hühner zum ersten Mal in direkten Kontakt miteinander bringen. Doch trotz der Vorbereitungsphase muss dies behutsam vollbracht werden.
Es hat sich ein bestimmtes Vorgehen für das erste Aufeinandertreffen der alten und neuen Hühner bewährt.
Nachdem die ursprüngliche Hühnerschar abends in den Stall zum Schlafen gegangen ist und zur Ruhe gekommen ist, lassen Sie das neue Grüppchen ebenfalls zu ihnen in den Stall und sperren sie über Nacht gemeinsam ein. So können sich die Tiere in direktem Kontakt über Nacht weiter aneinander gewöhnen.
Am nächsten Morgen lassen Sie alle Hühner in den allgemeinen Auslauf heraus. Trotz der behutsamen Gewöhnungsphase ist es ganz natürlich, dass sie sich dennoch erstmal jagen und picken. Das ist nötig, um die Hackordnung in der Schar zu klären. Wer ist also der Chef und wer muss sich fügen. Bis sie das endgültig geklärt haben, kann es eine weitere Woche dauern. Danach ist normalerweise die Ordnung wiederhergestellt und es kehrt Ruhe ein.
Es kommt jedoch auch vor, dass ein paar besonders sture Geschöpfe zusammenkommen, die nicht aufhören aufeinander herumzuhacken und sich sogar Verletzungen und Wunden zufügen. Wenn Sie so ein extremes Verhalten beobachten, sollten Sie diese Hennen frühzeitig vorerst wieder getrennt halten. Das eine neue Huhn welches Ärger verursacht, wird dafür wieder in das gesonderte Areal gesetzt. Die restlichen neuen Tiere können sich derweil in die Herde einfügen und der Stress wird reduziert. Die Streithenne hat die Möglichkeit sich noch etwas länger Zeit zu lassen, sich aus sicherer Entfernung an die neue Situation zu gewöhnen und die Artgenossen an sie. Wird das Huhn nach ein paar Tagen wieder zu den Artgenossen gelassen, erweist sich die Vergesellschaftung meist erfolgreich.
Tipp: Um die neuen Hühner besser an die Legenester und den Stall zu gewöhnen, können Sie diese für 10-14 Tage in den Stall sperren. Diese Zeit sollte ausreichen, damit die Tiere den Stall als sicheren Unterschlupf anerkennen und die Eier nur dort ablegen. Falls die Eier anstatt in den Legenestern an verschiedenen anderen Stellen im Stall abgelegt werden, die Hennen also die Legenester nicht annehmen, können Sie versuchen diese etwas kreativer und attraktiver zu gestalten z.B. durch Zweige rundherum, zwischen welchen sie sich versteckt fühlen, oder eine besonders weiche Polsterung mit frischem Heu und Spänen.
Grundsätzlich können Sie auch verschiedene Hühnerrassen auf diese Weise vergesellschaften. Beachten Sie dabei, dass Sie die Rassen am besten entsprechend der Größe der Rasse für das Zusammenleben auswählen. Auch der Stall und das Freigehe sollte den jeweiligen unterschiedlichen Eigenschaften und Bedürfnissen der Rassen ggf. nachgerüstet werden. Dann steht auch einer erfolgreichen Vergesellschaftung unterschiedlicher Hühnerrasen eigentlich nichts im Wege.
Lesen Sie für mehr Informationen zu diesem Thema unseren Artikel „Verschiedene Hühnerrassen unter einem Dach“.
Wenn Sie Bruteier in einem Brutapparat ausbrüten und nicht von einer Glucke oder Küken zugekauft haben, muss dabei, diese zu den anderen Hennen zu lassen, ganz besonders vorsichtig vorgegangen werden, da die Kleinen ansonsten schnell zu Tode getrampelt und gepickt werden können.
Küken aus Kunstbrut, also ohne Glucke, dürfen erst nach ca. 8 Wochen zu den anderen gelassen werden. Davor werden sie in einem abtrennten Stallbereich oder einer Kükenbox gehalten. Da sie keine wärmespendende Glucke haben benötigen sie außerdem eine externe Wärmequelle in Form einer Wärmelampe oder Wärmeplatte, unter welcher sie sich versammeln können.
Sind die Küken stark genug können Sie diese mithilfe der bereits beschriebenen Vorgehensweise vergesellschaften. Lassen sie diese aber bei der Zusammenführung erstmal nicht aus den Augen, um schnell lebensrettend eingreifen zu können, falls die anderen Hennen aggressiv auf sie reagieren sollten.
Sorgen Sie auf jeden Fall vor Einsetzen der Kleinen in den allgemeinen Stall / Auslauf für schützende Rückzugsmöglichkeiten. Auch wenn Küken samt Mutter in eine neue Herde gebracht werden, brauchen beide diese schützenden Verstecke vor attackierenden Hennen.
Vergesellschaftung von Hühnern mit anderen Tieren
Wenn Sie andere Tiere zu den Hühnern in ein Freilaufgehe setzen möchten, oder sollen Hühner und andere Tiere frei auf Ihrem Gelände umherstreifen dürfen ist dies ebenfalls möglich. Man sieht auch oft in Zoos bzw. Streichelzoos Tiere unterschiedlicher Gattung friedlich Koexistieren, wenn sie erfolgreich vergesellschaftet wurden.
Hühner und Hunde
Bei Hunden kommt es ganz auf Rasse und Charakter an, wie er die Hühnerschar aufnimmt. Man kommt deshalb nicht drumherum das Verhalten zu beobachten, da es sich nicht vorhersagen lässt.
Vielen Hunden sind die gackernden Gesellen egal und sie ignorieren sie, auch wenn sie mal auffliegen oder unruhig werden.
Auch werden sie meist von Hunden ignoriert, denen das Geflügel nicht ganz geheuer ist. Sie gehen ihnen dann lieber aus dem Weg.
Bei manch einem Hund mit besonders ausgeprägtem Beschützerinstinkt gilt dieser auch den Hühnern. Wird der Hund dann auf dem Hof bei den Hühnern gehalten, genießen diese ganz besonderen Schutz vor jeglichen Fressfeinden.
In den genannten Fällen können Sie den Hund und die Hühner nach einer Beobachtungsphase problemlos miteinander leben lassen.
Es gibt jedoch auch Hunde, für die die Hennen ein Dorn im Auge sind. Sie können dann nicht anders als sie zu jagen und zu erlegen. In diesem Fall müssen sie den Stall und Auslauf besonders stabil sichern, sodass das Geflügel nicht von dem Hund erreicht werden kann.
Hühner und Katzen
Große Hühner werden von Katzen höchstens gejagt aber sie fügen ihnen dabei kaum ernsthaften Schaden zu. Nach dem Beschnüffeln und einem längeren Zusammenleben akzeptieren Katzen Hühner sogar als Familienmitglieder und lassen sie in Frieden.
Küken sollten Sie jedoch stets sicher vor Katzen verwahren, da diese perfekt in das Beuteschema passen. Achten Sie besonders auf Küken von Enten, falls sie diese ebenfalls halten. Entenküken werden nämlich noch viel lieber von Katzen gefressen als Hühnerküken.
Hühner und Nager
Hier kommt es ganz auf die Hühnerrasse an, welche Sie halten. Temperamentvolle Hühner stören sich oft an dem Gehopse anderer Mitbewohner und picken dann nach diesen. Haben Sie ruhige, friedvolle Hühner, dann steht auch dem Zusammenleben mit Kaninchen, Meerschweinchen, Enten, Schildkröten oder Ziegen nichts im Wege.
Achten Sie aber immer darauf, dass die Tiere nur Zugang zu ihrem eigenen artgerechten Futter haben, da fremdes Futter aus Neugier meist lieber verspeist wird. Die artgerechte Ernährung ist jedoch wichtig, damit jedes Tier ausgewogen und in den richtigen Mengen, die für benötigten Nährstoffe zu sich nimmt.
Sobald die alte Hühnerschar mit den neuen Hühnern oder andern neuen Tieren problemlos nebeneinander fressen und sich entspannen können, ist Ihnen die Vergesellschaftung erfolgreich geglückt. Hin und wieder dennoch ein bisschen gegenseitiges Jagen oder Zickereien sind ganz normal.
Bleibt das Jagen, Beißen, Picken oder Ausgrenzen dauerhaft und es findet auch nach einer 1-2-wöchigen Wartezeit und erneutem trennen und wieder zusammenführen kein harmonisches Miteinander Einkehr, dann muss die Vergesellschaftung als gescheitert betrachtet werden.
Entweder haben Sie dann die Möglichkeiten gesonderte Bereiche für diese Tiere dauerhaft einzurichten, oder müssen sich von bestimmten Tieren für das Gemeinwohl trennen.
Damit keine Machtkämpfe um Futter- und Wasserplätze ausgefochten werden müssen, ist es sinnvoll mehrere Futterbehälter und Wassertränken an verschiedenen Stellen zu integrieren.
Genug Platz im Stall und viele integrierte Verstecke im Freilaufgehege reduzieren ebenfalls das Stressniveau und helfen den Neuankömmlingen, Hühnern, bei denen sie noch nicht willkommen sind aus dem Weg zu gehen. Dazu dienen Büsche, Wurzeln, Holzstapel, eine umgedrehte Schubkarre oder anderes, was als Unterschlupf dienen könnte.
Da Hühner von Natur aus sehr neugierige und lebhafte Tiere sind, benötigen sie Abwechslung und verschiedenes womit sie sich beschäftigen können, wenn sie nicht gerade auf Futtersuche, beim Sandbaden, etc. sind. Die Ablenkung hilft, damit sie nicht aufeinander losgehen und sich nicht aus Langeweile bekriegen. Auch das Allgemeine Wohlbefinden steigt und der Stresslevel sinkt, wenn die Hühner genug haben, womit sie sich beschäftigen können.
Hierfür können Sie regelmäßig verschiedene interessante Gegenstände im Stall und im Freilaufgehege auslegen oder aufhängen. Dabei können Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen! Alte PET-Flaschen, Ketten, Kisten, Rohre, etc. lassen sich wunderbar zur Beschäftigungstherapie verwenden. Wichtig ist dabei nur, dass die Hühner sich nicht daran verletzen können.
Falls Bastelstunden nicht so Ihr Ding sind, können sie auch in Fachgeschäften verschiedenste Spielsachen kaufen. Besonders Futterspielzeuge sind beliebt und in verschiedensten Varianten erhältlich.
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